- Zusatztext
In der überaus reichen Mumienliteratur kommt die Bibliotheksmumie als eigenständiges Phänomen nicht vor. Dabei steht sie für eine epochenübergreifende kulturelle Praxis, die jenseits des Schaurig-Kuriosen und bloß Sensationellen in produktiver Metaphorik die treibenden Kräfte des bibliothekarischen Sammelns freilegt. Vor allem aber verkörpert die Bibliotheksmumie nichts weniger als den absoluten Endpunkt von Bibliotheken überhaupt, die sich in letzter Konsequenz als ein eschatologisches Unternehmen erweisen.
- Autorenportrait
Dr. jur. Eric W. Steinhauer, geboren 1971 in Unna, ist Dezernent an der Universitätsbibliothek Hagen. In der Reihe Bibliotope widmet er sich den bibliothekarischen Aspekten der Kulturwissenschaft des Morbiden. Zuletzt erschien dort in 2. Auflage seine »Vampyrologie für Bibliothekare«. Die »Bibliotheksmumie« war Thema der Halloween-Lecture 2011 am Institut für Bibliotheks- und Informationswissenschaft an der Humboldt-Universität zu Berlin
In der überaus reichen Mumienliteratur kommt die Bibliotheksmumie als eigenständiges Phänomen nicht vor. Dabei steht sie für eine epochenübergreifende kulturelle Praxis, die jenseits des Schaurig-Kuriosen und bloß Sensationellen in produktiver Metaphorik die treibenden Kräfte des bibliothekarischen Sammelns freilegt. Vor allem aber verkörpert die Bibliotheksmumie nichts weniger als den absoluten Endpunkt von Bibliotheken überhaupt, die sich in letzter Konsequenz als ein eschatologisches Unternehmen erweisen.