Recknagel, Hermann/Schultens, Katharina/Grätzel, Stephan u a: Suppengrün 0,99 Euro (gebundenes Buch)

Fotografien, Reihe Kunstbuch 5
Recknagel, Hermann/Schultens, Katharina/Grätzel, Stephan u a
ISBN/EAN: 9783937445793
Sprache: Deutsch
Umfang: 225 S., 200 Illustr.
Einband: gebundenes Buch
Erschienen am 11.04.2016
€ 49,00
(inklusive MwSt.)
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  • Zusatztext
    • Zuerst die vielen Menschen auf den Feldern. Zwischen Salat und Sellerie, oder abgetaucht in Möhren und Radieschen. Den Blick auf den Boden gerichtet, dann den Körper gestreckt, eine Handbewegung und die Zwiebel fliegt im hohen Bogen in den Korb, den ganzen Tag, jeden Tag der Woche. Monatelang. Im Akkord. Kein Einheimischer macht diese Arbeit. Nicht alleine weil die Arbeit so schwer ist oder niemand Lust auf solche Arbeit hat, sondern weil man in Deutschland mit diesem Lohn seine Familie kaum dauerhaft ernähren kann. Deshalb stammen die Autokennzeichen der Arbeiter*innen aus RO, BG, TR und seltener in den letzten Jahren aus PL. Am Tag werden die Stimmen im Feld sehr leise und erst wieder lauter, sobald alle abends in das Containerdorf zurückgekehrt sind und die erste Körperreinigung mit Schlauch und kaltem Wasser stattgefunden hat. Dort, wo auch die Wäsche von Hand gewaschen wird, wenn der Euro für den Waschautomaten zusätzlich für die Familie zu Hause gespart werden muss. Containergesellschaft. Mehr Bewohner*innen als manches Dorf in Deutschland. Tagsüber menschenleer, nachts müde und still. 20'-Container. Farbe RAL 9045. Grundfläche 12,70 m2. Rauminhalt 31,76 m3. 4 Personen. 2 Stockbetten. 4 Metallspinde. Zwischen Gleichgültigkeit und Hackordnung. Das Leben findet abends nur 3 Stunden lang statt. Wie nahe darf ich der Containergesellschaft kommen? Sind die Menschen hier anders, als ich sie in den Heimatländern kennengelernt habe? Die meisten strahlen noch mehr Würde aus als in ihrem Heimatdorf. Selbst der Universitätsprofessor aus der Großstadt, der hier in den Semesterferien Gemüse erntet. Das Suppengrün im deutschen Supermarkt kostet im Angebot 0,99 €.
      – Hermann Recknagel

      Mit Texten von: Hermann Recknagel, Katharina Schultens, Dr. Andrea Gnam, Dr. Marcel Schilling, Dr. Stephan Grätzel

  • Autorenportrait
    • Hermann Recknagel, geboren 1958 in Frankfurt/Main, lebt und arbeitet als Künstler in Mainz. Seine Fotografien von den Veränderungsprozessen in Ost- und Südosteuropa wurden in zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland gezeigt. In den vergangenen Jahren erweiterte er seine Arbeit um Objekte und Bildinstallationen, von denen im Jahr 2014 "Kirschbaum" und im Jahr 2015 die Arbeit "#5 Kollateral" vorgestellt wurden. In dem von der Stiftung Buchkunst prämierten Fotoband "Feuerwache II", kookbooks 2014, beschrieb er das Verschwinden öffentlicher Arbeit und begann damit eine neue Werkreihe über bislang wenig beachtete Veränderungen in der Arbeitswelt.

Zuerst die vielen Menschen auf den Feldern. Zwischen Salat und Sellerie, oder abgetaucht in Möhren und Radieschen. Den Blick auf den Boden gerichtet, dann den Körper gestreckt, eine Handbewegung und die Zwiebel fliegt im hohen Bogen in den Korb, den ganzen Tag, jeden Tag der Woche. Monatelang. Im Akkord. Kein Einheimischer macht diese Arbeit. Nicht alleine weil die Arbeit so schwer ist oder niemand Lust auf solche Arbeit hat, sondern weil man in Deutschland mit diesem Lohn seine Familie kaum dauerhaft ernähren kann. Deshalb stammen die Autokennzeichen der Arbeiter*innen aus RO, BG, TR und seltener in den letzten Jahren aus PL. Am Tag werden die Stimmen im Feld sehr leise und erst wieder lauter, sobald alle abends in das Containerdorf zurückgekehrt sind und die erste Körperreinigung mit Schlauch und kaltem Wasser stattgefunden hat. Dort, wo auch die Wäsche von Hand gewaschen wird, wenn der Euro für den Waschautomaten zusätzlich für die Familie zu Hause gespart werden muss. Containergesellschaft. Mehr Bewohner*innen als manches Dorf in Deutschland. Tagsüber menschenleer, nachts müde und still. 20'-Container. Farbe RAL 9045. Grundfläche 12,70 m2. Rauminhalt 31,76 m3. 4 Personen. 2 Stockbetten. 4 Metallspinde. Zwischen Gleichgültigkeit und Hackordnung. Das Leben findet abends nur 3 Stunden lang statt. Wie nahe darf ich der Containergesellschaft kommen? Sind die Menschen hier anders, als ich sie in den Heimatländern kennengelernt habe? Die meisten strahlen noch mehr Würde aus als in ihrem Heimatdorf. Selbst der Universitätsprofessor aus der Großstadt, der hier in den Semesterferien Gemüse erntet. Das Suppengrün im deutschen Supermarkt kostet im Angebot 0,99 €.
– Hermann Recknagel

Mit Texten von: Hermann Recknagel, Katharina Schultens, Dr. Andrea Gnam, Dr. Marcel Schilling, Dr. Stephan Grätzel

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