Thomas von Cantimpré ›Liber de naturis rerum‹

Kritische Ausgabe der Redaktion III (Thomas III) eines Anonymus
Vollmann (†), Benedikt Konrad / Déus, Janine / Weigand, Rudolf Kilian
ISBN/EAN: 9783954902538
Sprache: Deutsch
Umfang: 688
Erschienen am 20.09.2017
€ 110,00
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  • Zusatztext
    • Unter der Bezeichnung 'Thomas III' läuft eine um 1250 verfasste und vor allem im bayerisch-österreichischen Raum verbreitete Naturkunde-Enzyklopädie in lateinischer Sprache. Das Werk basiert auf den Fassungen von 'De natura rerum' des Thomas von Cantimpré (ca. 1201 – ca. 1270) und stellt sich als dritte neben seine authentischen Redaktionen (‘Thomas I’, 'Thomas II'; ed. Helmut Boese 1973), ohne von Thomas selbst zu sein. ‘Thomas III’ wählt aus Thomas I-II aus, fügt Material aus weiteren Quellen hinzu, arrangiert die Buchanordnung um und modifiziert den Text. Die Summe dieser Eingriffe vermittelt den Eindruck lebhaften Interesses an naturkundlichem Wissen und gibt – im Zusammenspiel mit der Erforschung der Handschriftenbesitzer – Aufschluss über die Rezipienten des Werks. Hinsichtlich der Naturkunde belegt ‘Thomas III’ einen Mentalitätswandel: die 'Neugier' richtet sich auf die Dinge selbst und betrachtet nicht – wie noch im 12. Jahrhundert – Naturgegenstände vorwiegend als Ausgangsmaterial für geistliche Deutung. Diese neue Sicht auf die Natur ist ähnlich in den großen Enzyklopädien des 13. Jahrhunderts (Thomas I-II, Bartholomäus Anglicus, Vincenz von Beauvais) greifbar, von denen ‘Thomas III’ der Benutzerkreis unterscheidet. Die Leser der erstgenannten sind Universitätsgelehrte, die von ‘Thomas III’ der Klerus in vielfältigen Abstufungen - vom Kardinal über Klostergeistliche (dominant) bis zum Weltgeistlichen -, wie auch - in bescheidenerem Umfang – Laien, hier v.a. vom Humanismus geprägte prominente Mediziner, wie Helgard Ulmschneider in der Analyse des Handschriftenbestands herausarbeitet. Damit hat das neue Bewusstsein die intellektuelle 'middle class' erreicht, die dann ihr Weltinteresse und Wissen in Übersetzungen an ein Laienpublikum weitergibt. Diese Beobachtungen sind ein wichtiger Beitrag zur Bildungsgeschichte des Spätmittelalters. Für literaturtheoretische Fragestellungen erlaubt es die Ausgabe, die Sequenz der Redaktionen, die unterschiedliche Intentionalität der Redaktoren, das Spiel von Vorlagentreue und Varianz zu verfolgen. Der für Veränderungen freigegebene mittelalterliche Fachtext wird dabei keineswegs 'autorlos'. Er zeigt sich vielmehr als Produkt einer Mehrzahl von Autoren, deren jeweilige Eigenart erkennbar und bestimmbar ist. Die Entstehungsanalyse dieses Komplexes und ähnlich gelagerter Fälle liefert Argumente in der Diskussion, ob und in wieweit der Verzicht auf den Autorbegriff für das Verständnis mittelalterlicher Texte hilfreich sein kann. Bei der Wirkungsgeschichte von Thomas III tritt neben die enorme Verbreitung auch vielfältige literarische Rezeption. Beispielhaft sei auf die erste Naturenzyklopädie in deutscher Sprache, Konrads von Megenberg 'Buch der Natur' verwiesen. Er folgt Thomas III als Hauptquelle oft so genau, dass sich bestimmen lässt, welche Redaktion er im jeweiligen Kapitel heranzieht. Für die Beurteilung der Eigenleistung Konrads (und anderer volkssprachiger Rezipienten) ist ‘Thomas III’ in der nun vorliegenden Ausgabe unverzichtbar.

Unter der Bezeichnung 'Thomas III' läuft eine um 1250 verfasste und vor allem im bayerisch-österreichischen Raum verbreitete Naturkunde-Enzyklopädie in lateinischer Sprache. Das Werk basiert auf den Fassungen von 'De natura rerum' des Thomas von Cantimpré (ca. 1201 – ca. 1270) und stellt sich als dritte neben seine authentischen Redaktionen (‘Thomas I’, 'Thomas II'; ed. Helmut Boese 1973), ohne von Thomas selbst zu sein. ‘Thomas III’ wählt aus Thomas I-II aus, fügt Material aus weiteren Quellen hinzu, arrangiert die Buchanordnung um und modifiziert den Text. Die Summe dieser Eingriffe vermittelt den Eindruck lebhaften Interesses an naturkundlichem Wissen und gibt – im Zusammenspiel mit der Erforschung der Handschriftenbesitzer – Aufschluss über die Rezipienten des Werks. Hinsichtlich der Naturkunde belegt ‘Thomas III’ einen Mentalitätswandel: die 'Neugier' richtet sich auf die Dinge selbst und betrachtet nicht – wie noch im 12. Jahrhundert – Naturgegenstände vorwiegend als Ausgangsmaterial für geistliche Deutung. Diese neue Sicht auf die Natur ist ähnlich in den großen Enzyklopädien des 13. Jahrhunderts (Thomas I-II, Bartholomäus Anglicus, Vincenz von Beauvais) greifbar, von denen ‘Thomas III’ der Benutzerkreis unterscheidet. Die Leser der erstgenannten sind Universitätsgelehrte, die von ‘Thomas III’ der Klerus in vielfältigen Abstufungen - vom Kardinal über Klostergeistliche (dominant) bis zum Weltgeistlichen -, wie auch - in bescheidenerem Umfang – Laien, hier v.a. vom Humanismus geprägte prominente Mediziner, wie Helgard Ulmschneider in der Analyse des Handschriftenbestands herausarbeitet. Damit hat das neue Bewusstsein die intellektuelle 'middle class' erreicht, die dann ihr Weltinteresse und Wissen in Übersetzungen an ein Laienpublikum weitergibt. Diese Beobachtungen sind ein wichtiger Beitrag zur Bildungsgeschichte des Spätmittelalters. Für literaturtheoretische Fragestellungen erlaubt es die Ausgabe, die Sequenz der Redaktionen, die unterschiedliche Intentionalität der Redaktoren, das Spiel von Vorlagentreue und Varianz zu verfolgen. Der für Veränderungen freigegebene mittelalterliche Fachtext wird dabei keineswegs 'autorlos'. Er zeigt sich vielmehr als Produkt einer Mehrzahl von Autoren, deren jeweilige Eigenart erkennbar und bestimmbar ist. Die Entstehungsanalyse dieses Komplexes und ähnlich gelagerter Fälle liefert Argumente in der Diskussion, ob und in wieweit der Verzicht auf den Autorbegriff für das Verständnis mittelalterlicher Texte hilfreich sein kann. Bei der Wirkungsgeschichte von Thomas III tritt neben die enorme Verbreitung auch vielfältige literarische Rezeption. Beispielhaft sei auf die erste Naturenzyklopädie in deutscher Sprache, Konrads von Megenberg 'Buch der Natur' verwiesen. Er folgt Thomas III als Hauptquelle oft so genau, dass sich bestimmen lässt, welche Redaktion er im jeweiligen Kapitel heranzieht. Für die Beurteilung der Eigenleistung Konrads (und anderer volkssprachiger Rezipienten) ist ‘Thomas III’ in der nun vorliegenden Ausgabe unverzichtbar.

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