Lüderssen, Klaus: Kein Gershwin mehr in Wernigerode

ISBN/EAN: 9783416032810
Sprache: Deutsch
Umfang: 220
Erschienen am 01.01.2016
€ 28,00
(inklusive MwSt.)
Nicht lieferbar
 
  • Zusatztext
    • In dem unendlichen Parallelogramm der Kräfte und
      Motive, die zum Nazi-Regime geführt haben, gibt
      es verborgene Linien die zeigen: Böse politische
      Entwicklungen werden schrecklicher, wenn man sie
      genauer erklärt.
      Wie das nationalsozialistische Leben dort, wo es
      nicht um Hochfinanz und Militär ging, ideologisierend
      in den Alltag eindrang, wird in den großen geschichtlichen
      und politischen Abrechnungen leicht
      übersehen, kann vielleicht überhaupt nur erzählend
      reflektiert werden.
      Wenn das nun aus der Perspektive eines sehr jungen
      Menschen geschieht – eingebettet in die Zufälligkeiten
      seines Aufwachsens – mag der Leser die
      Wahrheit bezweifeln, sowohl des Erlebten wie seiner
      Darstellung. Wählt diese, wie im vorliegenden Text,
      die Sprache des Erwachsenen, wächst das Misstrauen.
      Aber hier gilt, was Peter Weiss gesagt hat: „Ich
      spreche Dinge aus, die ich mir erarbeitet habe, das Ich hat sich verschoben, was damals angelegt war, wird jetzt
      ausgeführt, aber alle Details sind authentisch.“
      Bis heute hat jene Generation ja weitgehend geschwiegen, die in Krieg und Politik nicht noch ernsthaft verwickelt
      werden konnte, deren Fähigkeit aber, Nahes und auch Fernes auf diesem Gebiet schon wahrzunehmen und mitzuerleben,
      begünstigt (oder, wenn man will, beschädigt) war durch eine den Zeitläufen gemäße, früh entstandene
      Empfindsamkeit. Sie knüpft sich an in Familien und andere private oder vom Privaten dominierte Verhältnisse
      reichende politische Einflüsse. Sie werden vom Großräumig-Spektakulärem nach wie vor verdeckt, und spielten
      doch einen schwer zu definierenden aktiven Part. Sie waren heimliche Grundlage, offener Anspruch, aber auch
      zähes, nie richtig registriertes Hemmnis, repräsentiert durch Eindrücke aus früher Jugend, die – überall hin dringende
      – totalitäre Regime hinterlassen. So wird aus diesem Buch – lange Perioden akademischen Lebens geisterhaft
      überspringend – eine politische Erzählung am Rande der Kindheit.

      Klaus Lüderssen, geb. 1932, ist seit 1971 Professor an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am
      Main. Seine Interessen konzentrieren sich gegenwärtig vor allem auf Grundfragen der Kriminalpolitik, wissenschaftstheoretische
      Probleme strafrechtsgeschichtlicher und rechtsphilosophischer Forschung; Wirtschaftsstrafrecht; Recht und Literatur.

In dem unendlichen Parallelogramm der Kräfte und
Motive, die zum Nazi-Regime geführt haben, gibt
es verborgene Linien die zeigen: Böse politische
Entwicklungen werden schrecklicher, wenn man sie
genauer erklärt.
Wie das nationalsozialistische Leben dort, wo es
nicht um Hochfinanz und Militär ging, ideologisierend
in den Alltag eindrang, wird in den großen geschichtlichen
und politischen Abrechnungen leicht
übersehen, kann vielleicht überhaupt nur erzählend
reflektiert werden.
Wenn das nun aus der Perspektive eines sehr jungen
Menschen geschieht – eingebettet in die Zufälligkeiten
seines Aufwachsens – mag der Leser die
Wahrheit bezweifeln, sowohl des Erlebten wie seiner
Darstellung. Wählt diese, wie im vorliegenden Text,
die Sprache des Erwachsenen, wächst das Misstrauen.
Aber hier gilt, was Peter Weiss gesagt hat: „Ich
spreche Dinge aus, die ich mir erarbeitet habe, das Ich hat sich verschoben, was damals angelegt war, wird jetzt
ausgeführt, aber alle Details sind authentisch.“
Bis heute hat jene Generation ja weitgehend geschwiegen, die in Krieg und Politik nicht noch ernsthaft verwickelt
werden konnte, deren Fähigkeit aber, Nahes und auch Fernes auf diesem Gebiet schon wahrzunehmen und mitzuerleben,
begünstigt (oder, wenn man will, beschädigt) war durch eine den Zeitläufen gemäße, früh entstandene
Empfindsamkeit. Sie knüpft sich an in Familien und andere private oder vom Privaten dominierte Verhältnisse
reichende politische Einflüsse. Sie werden vom Großräumig-Spektakulärem nach wie vor verdeckt, und spielten
doch einen schwer zu definierenden aktiven Part. Sie waren heimliche Grundlage, offener Anspruch, aber auch
zähes, nie richtig registriertes Hemmnis, repräsentiert durch Eindrücke aus früher Jugend, die – überall hin dringende
– totalitäre Regime hinterlassen. So wird aus diesem Buch – lange Perioden akademischen Lebens geisterhaft
überspringend – eine politische Erzählung am Rande der Kindheit.

Klaus Lüderssen, geb. 1932, ist seit 1971 Professor an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am
Main. Seine Interessen konzentrieren sich gegenwärtig vor allem auf Grundfragen der Kriminalpolitik, wissenschaftstheoretische
Probleme strafrechtsgeschichtlicher und rechtsphilosophischer Forschung; Wirtschaftsstrafrecht; Recht und Literatur.

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